BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Ortsverband Starnberg

Angelika Fränkel ist seit 2020 Stadträtin in Starnberg, ihre Funktionen: Referentin für Kinderbetreuung und Kindertagesstätten und Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses. Diese Funktionen füllt sie mit sehr großer Expertise aus: als Berufsschullehrerin hat sie Erzieher:innen ausgebildet, sie hat jahrzehntelang Kindergärten und Kitas besucht und dort Prüfungen abgenommen. Und die Rechnungsprüfung? Lassen wir Angelika selbst zu Wort kommen:

Angelika Fränkel: "Na ja, dazu muss ich etwas ausholen. Ich war neu im Stadtrat. Und dann gleich Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses. Also habe ich mich informiert, zunächst bei der Stadtverwaltung und meinen Stadtratskolleg:innen. Nach welchen Richtlinien soll geprüft werden, was ist besonders wichtig? Und wo liegen Fallstricke aus? Aber verwertbare Informationen habe ich da eher nicht bekommen.

OV: "Okay, das war frustrierend."

AF: "Ach was, ich habe mir die Infos halt woanders geholt. Ich habe alle Seminare und Webinare besucht, die ich zu diesem Thema auftreiben konnte. Und zwar nicht nur die grünen Angebote, ich war auch ständige Teilnehmerin bei den Angeboten der Friedrich-Ebert- und der Hanns-Seidel-Stiftung. Fraktionsübergreifende Weiterbildung, kann ich nur empfehlen."

OV "Und was bedeutet das für Deine Arbeit im Ausschuss?"

AF "Ich weiß jetzt, was  geprüft werden sollte - und wie man am besten dabei vorgeht. Ich wurde auf typische Fehlerquellen aufmerksam gemacht. Und jetzt bleibe ich am Ball. Hart in der Sache, weich im Umgang: mit dieser Devise bin ich immer gut gefahren, und danach richte ich auch meine Arbeit im Prüfungsausschuss aus."

OV: "Gibt es irgendetwas, was dich richtig ärgert?"

AF: "Auf die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung bezogen kann ich nur sagen: die ist immer konstruktiv. Aber ja, es gibt etwas, was mich richtig richtig ärgert. Und das ist die Art und Weise, wie die Probleme der Eltern und Kinder in Starnberg einfach nicht beachtet werden. Dafür gibt es viele Beispiele."

OV: "Was sticht für Dich besonders heraus?"

AF: "Das Essen, das unseren Kindern in einigen städtischen Einrichtungen vorgesetzt wird!!! Liest man die einschlägigen Ernährungsstudien, dann wird schnell deutlich, dass sich der Geschmack in den ersten sechs Lebensjahren herausbildet und wir unseren Kindern gerade in der ersten Zeit einen wichtigen Ernährungsgrundstock geben. Oder eben auch nicht. Ich finde es sehr bedrückend, dass diesem wichtigen Thema so wenig Raum gegeben wird. Im Gegenteil. In Starnberg setzt man auf längst überholte Konzepte, und dafür wird auch noch ein Unternehmensberater gezahlt. Und was macht der? Hauptsächlich fasst er die frei zugänglichen Informationen der DGE (Deutschen Gesellschaft für Ernährung) zusammen. Das hätten wir auch billiger haben können.... Und so ganz nebenbei verweist er auch noch auf Großanbieter wie apetito."

OV: "Gibt es denn Alternativen dazu?"

AF: "Sicher! Wir haben "best practice" Modelle in der nahen Umgebung. Nehmen wir das Beispiel Ismaning. Dort hat die Gemeinde eine eigene Küche installiert, über die die städtischen Einrichtungen mit Essen versorgt werden. Das ist regional und nachhaltig."

OV: "Aber ist es auch zu finanzieren?"

AF: "Ja, es läuft gut. Die Kolleg:innen aus Ismaning haben uns sogar ihre Bilanzen zur Verfügung gestellt. Ich habe alle Unterlagen an die Stadtverwaltung weitergeleitet, aber passiert ist in dieser Hinsicht nichts."

OV: "Eine eigene Großküche starten - das wäre ja doch eher eine langfristige Planung. Gibt es auch kurzfristige Möglichkeiten?"

AF: "Natürlich. Die Entwicklung geht mit Riesenschritten voran, denn die Nachfrage nach gesunden Alternativen ist enorm. Momentan werden bei uns 4,20 € Essensgeld pro Tag und Kind von der Stadt veranschlagt, davon übernehmen die Eltern 4,00 € und die Stadt legt die 20 Cent oben drauf. Dafür bekommt man problemlos ein gutes 100 % Bio-Essen, auch in Starnberg. Beispielsweise in der Grund- und der Mittelschule an der Ferdinand-Maria-Str. und im städtischen Hort, da funktioniert das Modell nämlich schon. Noch einfacher wird die Kalkulation, wenn wir mit vegetarischem Bio-Essen planen. Aber vegetarisch ist bei Stadt und Stadträten immer noch verpönt. Das sind alte und längst überholte Denkmuster, die dringend auf den Prüfstand gehören."

OV: "Liebe Angelika, vielen Dank für dieses Gespräch, es war wirklich sehr aufschlußreich für uns."